Haka - Eine lebendige Tradition


Stellen Sie sich eine Horde muskulöser Krieger vor, die sich mit lautem Geschrei an die Brust und auf die Schenkel schlagen und deren stampfende Füße den Boden erschüttern. Als wäre das nicht schon furchteinflößend genug, starren die Männer mit durchdringender Wildheit und weit aufgerissenen Augen auf ihr Gegenüber, wobei sie wie Eidechsen züngeln.


Wer noch niemals Zeuge dieses Schauspiels wurde, der fragt sich sicher, worin der Zweck dieser Tanzeinlage, die sich Haka nennt, besteht. So erschreckend und einschüchternd die Darbietung des Haka auf einen unerfahrenen Beobachter auch wirken mag, so ist der Haka nicht ausschließlich ein Kriegstanz. Das Wort Haka bedeutet übersetzt „tanzen“ und ist eine beeindruckende Präsentation, bei der der ganze Körper zum Musikinstrument wird, um Emotionen wie Wut, Ärger, Verachtung, Trauer, Freude und Begeisterung auszudrücken.

Die Wurzeln des Haka sind in die alte Zeit eingebettet und umhüllt von einem Schleier der Mystik, der Legenden und der übernatürlichen Wesen. In der Māori-Mythologie war der Haka dazu da, das Leben als solches zu feiern und sich daran zu erfreuen. Gemäß der Legende ist Tane-Rore der Gott des Tanzes, der für seine Mutter Hine Ruamati den Haka tanzte. Die zitternde Handbewegung (wiriwiri), die Bestandteil einer Haka-Darbietung ist, symbolisiert das flirrende Licht, das sich an heißen Sonnentagen bildet und den tanzenden Tane-Rore darstellt.


Eine Form des Haka, der Haka Peruperu, wurde ursprünglich von den Kriegern unter Benutzung der Waffen vor der Schlacht aufgeführt, um den Kriegsgott Tūmatauenga zu beschwören. Der Tanz veranschaulichte die Stärke und den Mut der Kampfestruppe und half den Kriegern, sich mental auf das anstehende Gefecht vorzubereiten. Das laute Schreien hatte das Ziel, die Götter um Hilfe anzurufen. In der direkten Gegenüberstellung mit dem Feind diente der Haka vor allem der Einschüchterung. Der Haka ist ein Tanz, den sowohl Männer, Frauen als auch Kinder tanzen. Noch heute ist der Haka fest mit der Māori-Kultur verbunden. Im Marae ist die Präsentation des Haka als Teil des Pōwhiri allerdings weitgehend besonderen Anlässen, wie Besuchen von hochrangigen Würdenträgern, vorbehalten. Bei Beerdigungen wird der Haka häufig zu Ehren des Verstorbenen dargeboten. Doch auch in der Gesellschaft der in Neuseeland ansässigen Europäer hat der Haka seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert. Bei Staatsbesuchen ist er wesentlicher Bestandteil der offiziellen Begrüßungszeremonie.

Über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde der Haka durch die All Blacks, Neuseelands internationalem Rugby Team, die den berühmten Haka Ka Mate vor jedem Spiel aufführen. Mit Stolz und Leidenschaft zelebrieren die All Blacks den Haka und hinterlassen so bei ihren Gegnern den Eindruck, unbesiegbar zu sein.


Der Haka Ka Mate wurde von Te Rauparaha, dem einflussreichen Kriegsführer des Ngāti Toa Stammes spontan vorgetragen, als er im Jahr 1810 nur knapp dem Tod entronnen war. Der Wortlaut dieses Haka beschreibt eindrucksvoll die Gefühle des Māori-Führers während er sich in einer Vorratsgrube befand und nicht wusste, ob er leben oder sterben würde.


Haka Ka Mate

Ringa pakia!
Uma tiraha!
Turi whatia!
Hope whai ake!
Waewae takahia kia kino!
Ā Ka mate! Ka mate!
Ka ora! Ka ora!
Tēnei te tangata pūhuruhuru
Nāna nei i tiki mai whakawhiti te rā!
Ā, hupane! Ā, kaupane!
Ā, hupane! Ā, kaupane!
Whiti te rā!


Haka Ka Mate

Schlag die Hände gegen die Schenkel!
Blähe die Brust auf!
Beuge die Knie!
Lass die Hüfte folgen!
Stampf mit den Füßen, so fest du kannst!
Das ist der Tod! Das ist der Tod!
Das ist das Leben! Das ist das Leben!
Das ist der haarige Mann, der die Sonne gebracht hat
und sie scheinen ließ!
Ein Schritt nach oben!
Ein weiterer Schritt nach oben!
Ein Schritt nach oben!
Ein weiterer Schritt nach oben!
Die Sonne scheint!


Kapa Haka - Ein kunstvolles Zusammenspiel

Während der Haka vielen aggressiv und eher derb erscheint, betört der Kapa Haka durch seine elegante und würdevolle Ausführung. Kapa kann mit „eine Reihe bilden“ übersetzt werden, Haka mit „tanzen“. Der Kapa Haka fällt in Neuseeland Aotearoa in die Kategorie „Māori Performing Arts“ und drückt Leben, Kraft und Vitalität aus. Jedes einzelne Element der Darbietung hat eine Bedeutung, die eng mit den gesungenen Worten verknüpft ist.


In Neuseeland finden regelmäßig Kapa Haka-Festivals statt, in denen sich Tanzgruppen im direkten Wettbewerb messen. Die Präsentation umfasst Chorgesang, Tanz und Bewegung, wobei die Körperhaltung, die Mimik, eine gute Aussprache und die synchrone Darbietung bewertet werden.
Die Präsentation ist vielseitig und abwechslungsreich und von einem Moment auf den anderen kann der friedliche Gesang der Frauen von dem wilden Geschrei der Männer unterbrochen werden und umgekehrt. Die Gitarre, das Muschelhorn, die Poi (leichte Bälle an einer Schnur), diverse Waffen und die Körperpercussion bilden die Grundlage dieser mitreißenden Darbietung.